Hase oder Kaninchen?

Kaninchen werden immer wieder «Häsli» genannt. Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Aussage aber in jedem Fall falsch. Denn niemand hält tatsächlich Hasen zuhause. In Wahrheit handelt es sich bei diesem Haustier immer um ein Kaninchen. Hasen und Kaninchen sind zwei völlig eigenständige Arten mit unterschiedlichem Aussehen, unterschiedlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen.

Die beiden Hasenarten der Schweiz
In der Schweiz leben zwei Hasenarten: der Feldhase (Lepus europaeus) und der Schneehase (Lepus timidus). Der bekanntere von beiden ist der Feldhase, der in vielen Regionen der Schweiz vorkommt. Feldhasen sind im Vergleich zu Wildkaninchen gross und schlank und haben lange, kräftige Hinterbeine.

Feldhasen leben über dem Boden
Der Feldhase legt keine Baue an, sondern verbringt sein ganzes Leben über dem Boden. Während Ruhephasen duckt er sich bewegungslos in flache Erdmulden (sogenannte Sassen) oder versteckt sich in Büschen. Das braune Fell bietet ihm dabei eine hervorragende Tarnung.

Schneehasen sind gut getarnt
Der Schneehase lebt in alpinen Regionen der Schweiz und seine Tarnung passt sich optimal der Umgebung an. Im Frühling und Herbst ist sein Fell graubraun, im Sommer wechselt es zu braun und im Winter wird es weiss. Das schützt ihn das ganze Jahr über hervorragend vor den Blicken und Angriffen seiner Feinde.

Hasen auf der Flucht
Nähert sich ein Feind, ducken sich die Hasen möglichst lange auf den Boden und vertrauen auf ihre Tarnung. Werden sie doch entdeckt, flüchten sie blitzschnell, wobei sie durch Hakenschlagen abrupte Richtungswechsel vornehmen können und so ihre Feinde immer wieder austricksen und schliesslich ermüden.

Hasen-Nachwuchs
Die Jungen der Feldhasen und Schneehasen sind Nestflüchter. Ihre Augen und Ohren sind bei der Geburt geöffnet, sie sind vollständig behaart und können sich bereits fortbewegen. Die Mutter säugt sie nur einmal täglich abends. Wenn die Mutter auf Nahrungssuche ist, bleiben die Jungen alleine zurück und verstecken sich einzeln in der Bodenvegetation.

Das Wildkaninchen
Das Wildkaninchen, das in der Schweiz nur vereinzelt vorkommt, ist im Vergleich zum Feldhasen deutlich kleiner, gedrungener und hat kürzere Beine und Ohren. Es legt sich ein unterirdisches Bausystem an, in dem es vor Feinden und der Witterung geschützt ist. Dort kommen auch die Jungtiere zur Welt, die bei der Geburt nackt, blind, taub und völlig hilflos sind.

Wildkaninchen sind sehr soziale Tiere, die in Familienverbänden leben, die sich manchmal zu grösseren Kolonien zusammenschliessen. Zur Nahrungssuche entfernen sich Wildkaninchen wenn möglich nicht weiter als etwa 200 Meter von ihrem Bau. Bei Gefahr warnen sie ihre Familienmitglieder durch Klopfen der Hinterfüsse auf den Boden und flüchten schnell in ihren unterirdischen Bau. Die Domestikation des Kaninchens begann vor mehr als 2000 Jahren. Alle Kaninchenrassen, die heute existieren, stammen vom Wildkaninchen ab. Hasen zu domestizieren, gelang den Menschen hingegen nie.

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