Interview «Tiere im Alter» mit Fabienne Häberli

«Grizzly» ein Projekt des SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS für Seniorinnen und Senioren
Fabienn Häberli ist Leiterin des STS-Projekts Grizzly.

Das Interview wurde geführt von den Kraxys Junus, Lorin und Yannis.

Wie fühlt es sich an, wenn man einer alten Person das Heimtier wegnehmen muss?
Das fühlt sich gar nicht gut an, ist aber leider manchmal unumgänglich, wenn das Tier nicht mehr gut behandelt wird, muss man manchmal so handeln.

Wieviele Alters- und Pflegeheime, welche eigene Tiere anschaffen möchten, haben Sie unterdessen beraten?
Über die letzten Jahre? Puh – einige! Kommt ganz drauf an! Es gibt in der Schweiz etwa 2000 Altersheime und viele haben schon Tiere, zum Beispiel eine Katze oder einige Ziegen. Diese möchten dann meist beraten werden betreffend der Tiere, die sie schon haben.

Was muss ein Alters- oder Pflegeheim beachten, wenn es eigene Tiere anschaffen will?
Dass sicher die Pflege garantiert ist, dass jemand verantwortlich ist für die Tiere und, was schön wäre, wenn auch die Bewohner miteinbezogen würden und sich nicht nur der Hausabwart oder der technische Dienst sich dann um die Tiere kümmert, sondern wirklich die Senioren, die dort wohnen, beim Füttern oder Ausmisten mithelfen.

Leben die Seniorinnen und Senioren länger, wenn sie ihre Tiere ins Altersheim mitnehmen dürfen?
Dazu gibt es keine Studie, aber sie leben sicher besser. Es gibt wissenschaftlich fundierte Studien, die zeigen, dass die Menschen im Alter weniger traurig sind, weniger einsam sind oder sich mehr bewegen, wenn sie einen Hund haben, oder dass die Tiere die sozialen Kontakte fördern.

Haben Sie selber Tiere?
Leider nein, ich habe ganz eine kleine Dachwohnung, und da wäre es nicht gut für ein Tier, da zu leben. Aber ich bin mit Tieren aufgewachsen.

Was haben Sie für einen Beruf gelernt?
Ganz ursprünglich mal ein KV, und dann ganz viele Weiterbildungen gemacht, und dann über Umwege zum Schweizer Tierschutz STS gekommen.

Was macht man mit Tieren, deren Besitzer gestorben sind?
Zuallererst schaut man, ob jemand in der Familie das Tier übernehmen kann, zum Beispiel die Tochter oder der Sohn oder die Nachbarn. Wenn es im Umfeld des Verstorbenen gar niemanden gibt, dann ist das Tierheim die letzte Lösung.

Wie oft kommen solche Fälle vor?
Da kommt leider sehr oft vor. Manchmal sagt dann auch das Altersheim, dass das Tier bleiben darf, wenn der Besitzer gestorben ist.

Gibt es viele Altersheime, in denen keine Tiere erlaubt sind?
Erstaunlicherweise nicht mehr so viele. In einer Umfrage des STS kam heraus, dass 81% Tiere haben oder Tiere erlauben, also nur noch 9% sind dagegen, das ist erfreulich.

Empfehlen Sie Leuten, die schon 90 Jahre alt sind und sich noch ein Tier kaufen möchten oder sagen Sie lieber nichts, weil diese Menschen sowieso auch bald sterben?
(lacht) Das würde ich so natürlich nicht sagen, aber ich würde vielleicht empfehlen, ein Tier aus dem Tierheim zu nehmen, das auch nicht mehr ganz so jung ist. Also ich würde nie jemandem, der schon über 90 Jahre alt ist, einen Welpen oder eine Jungkatze empfehlen, vielleicht lieber ein Tier, das auch schon etwas älter ist. Das macht mehr Sinn.

Wie kann ich für mein Tier vorsorgen, wenn es mich überleben sollte?
Der STS bietet Musterverträge an. Bei dem einen geht es darum, wer für das Tier sorgt, wenn der Besitzer zum Beispiel länger ins Spital muss. Beim anderen geht es darum, wer das Tier nach dem Tod des Besitzers übernimmt. Man kann diese Musterverträge auch einfach als Leitfaden benutzen, so dass man an alles denkt.

Fabienne Häberli, Leiterin Projekt Grizzly

Projekt Grizzly

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