Schwein
Die nahe Verwandtschaft von Haus- und Wildschwein zeigt sich im Verhalten. Die Bedürfnisse der Schweine in der freien Wildbahn sind die gleichen wie bei einem Schwein, das im Stall lebt. Ein Schwein lebt normalerweise in einer Gruppe, die man als Rotte bezeichnet. Eine Rotte besteht meistens aus vier bis acht Schweinemüttern mit ihren Jungen, den Ferkeln. Die Eber sind hingegen Einzelgänger und dürfen nur zur Paarungszeit zu den Sauen. Jede Sau kann vier bis zehn, die hochgezüchteten Hausschweine können gar bis zu 18 Ferkel haben. Normalerweise bekommen Schweine einmal im Jahr Nachwuchs. Die Jungen kommen im Frühsommer zur Welt.
Schweine richten sich gerne häuslich ein, deshalb bauen sie sich in einer selbstausgehobenen Erdmulde eine Hütte oder Höhle aus Ästen und Zweigen, die mit Gras und Laub ausgepolstert wird. Die Sauen verteidigen diese Behausung und ihre Jungen gegen jegliche Eindringlinge, auch gegen Menschen. Um diesen Unterschlupf herum gehen sie dann auf Nahrungssuche, in einem Gebiet, das mehrere Quadratkilometer gross sein kann.
Menuplan
Wildschweine fressen alles, was ihnen unter die Nase kommt. Auf der Suche nach Nahrung pflügen sie die obersten 15 bis 20 Zentimeter des Bodens mit der Nase – dem Rüssel – gründlich um. Die Schweine fressen gerne Würmer, Larven, Käfer, Spinnen, Pilze, Nüsse, Beeren und Früchte, zur Not tut es aber auch frisches Gras. Die heutigen riesigen Kartoffel- und Maisfelder sind deshalb besonders zur Erntezeit eine unwiderstehliche Versuchung für Wildschweine. Darüber sind die Bauern gar nicht erfreut.
Haltung
Leider wird dem aktiven und abwechslungsreichen Lebensstil, der den natürlichen Bedürfnissen der Schweine entspricht, in der heutigen Landwirtschaft weltweit nicht Rechnung getragen. Viele Bauern spezialisieren sich zum Beispiel auf die Schweinezucht, bei der die Sauen angebunden in Kisten leben müssen. Bis zu fünf Mal in zwei Jahren müssen sie Junge haben, denen die Eckzähne ausgerissen und die Schwänze abgehauen werden und die dann im Alter von wenigen Wochen an Händler verkauft werden, welche die Schweine mästen. In vielen Mastbetrieben müssen die Schweine in trostlosen Betonbuchten leben. Die Böden, auf denen sie stehen, sind gelocht, damit der Dreck durchfällt. Auf diesen gelochten Böden können sich die Schweine schlecht bewegen. Die Schweine leben in Gruppen von bis zu 40 und mehr Tieren, fressen den ganzen Tag und werden im Alter von nur sechs Monaten geschlachtet. Es gibt jedoch durchaus andere, funktionierende Ställe, in denen die Tiere in kleineren Gruppen ähnlich wie ihre wilden Artgenossen leben dürfen. Diese Familienställe sind jedoch nicht weit verbreitet, da sie mehr Zeit und Arbeit für die Bauern bedeuten.
Dreckig und dumm?
In vielen Kulturen ist der Verzehr von Schweinefleisch verpönt oder sogar untersagt, weil Schweine als unsauber und dumm gelten. Es ist tatsächlich so, dass Schweinefleisch nicht so lange haltbar ist wie das Fleisch von reinen Pflanzenfressern. Aber Schweine sind weder unsauber noch dumm. Sie schmatzen laut beim Essen, weil sie den Unterkiefer nicht seitwärts hin- und herbewegen. Probiere es selber mal aus! Schweine können nicht am Körper schwitzen wie wir Menschen, weshalb sie sich bei grosser Hitze gerne in ein Wellness-Schlammbad begeben. Das kühlt schön ab und gibt ausserdem eine Schutzschicht gegen Mücken und andere Plagegeister.
Schweine erleben
Kennst du schon das Projekt «Schweine erleben»? Auf dem Panoramahof in Meggen kannst du Schweine bis im Jahr 2025 in ihrem Alltag beobachten: wie sie durch den Wald streifen, gemeinsam die Weide erkunden oder sich im feuchten Schlamm abkühlen. Mehr zum Projekt der Albert Koechlin Stiftung: www.schweinerleben.ch