Wildtiere in der Stadt
Auch wenn sie von uns Menschen oft nicht bemerkt werden, leben viele Wildtiere unter uns. Dachse legen in Schrebergärten Baue an, Igel überwintern in Laubhaufen. Blindschleichen jagen im Kompost nach Schnecken, Ringelnattern lauern kleinen Goldfischen im Gartenteich auf. Marder und Fledermäuse nutzen Dachböden als Verstecke, Füchse durchwühlen Abfallsäcke nach Fressbarem. Wanderfalken sehen in Hochhäusern und Kaminen zum Brüten geeignete «Felsenlandschaften» und Rehe geniessen die Ruhe auf den Friedhöfen, wo sie schmackhafte Blumen und Sträucher zum Fressen finden. Zauneidechsen nutzen Bahndämme oder begrünte Flachdächer als Ersatzlebensräume, und Wildbienen freuen sich über die Blumenvielfalt auf ehemaligen Industriearealen. Selbst der Untergrund unserer Städte ist bevölkert: In den Tunnels der Strassenbahn und in der Kanalisation leben Wanderratten.
Die Stadt als Ersatzlebensraum
Unsere Städte breiten sich immer weiter ins Umland aus, wo früher Wälder und Wiesen waren. Manche Tiere verlieren dadurch an Lebensraum – so zum Beispiel der Feldhase oder das Rebhuhn. Sie suchen sich einen neuen Lebensraum und ziehen unter Umständen in die Stadt um! Einerseits finden sich anpassungsfähige Arten wie Rotfuchs und Eichhörnchen in der Stadt zurecht. Andererseits bieten Städte auch geeignete Ersatzlebensräume für Tierarten aus den Bergen oder aus kargeren Gebieten, zum Beispiel für Vögel wie den Hausrotschwanz oder für verschiedene Reptilien- und Insektenarten. Oft leben in Städten bereits mehr Wildtiere als in den stark landwirtschaftlich genutzten «Grünzonen» rundherum! Die Tiere finden in den Städten viele Schlupfwinkel, um sich zu verstecken, und reichlich Nahrung vor.
Welche Gefahren drohen Stadttieren?
Die grösste Gefahr stellt der Strassenverkehr dar. Auch in Städten muss mit Tieren auf der Strasse gerechnet werden! Für Vögel sind stark verglaste Gebäude, wie sie leider immer häufiger gebaut werden, gefährlich. Die Vögel können die Scheiben im Flug nicht erkennen und fliegen ungebremst dagegen. Mit speziellen, fast durchsichtigen Folien, die man auf die Scheiben klebt, kann man solche Unfälle verhindern.
Die heutige Bauweise mit viel Beton und wenig Holz lässt kaum mehr geeignete Brutplätze für Mauersegler oder Hausspatzen frei. Wir können den Tieren aber helfen, indem wir künstliche Nisthilfen wie Mauersegler- und Schwalbennester oder Fledermauskästen an den Häusern oder im Garten anbringen.
Zu starke oder lange nächtliche Beleuchtung kann für Fledermäuse, Zugvögel und Nachtfalter problematisch sein. Die meisten Fledermausarten sind lichtempfindlich und werden durch Licht vertrieben. Andere Tierarten werden vom Licht angezogen. So ziehen Strassenlaternen Insekten und beleuchtete Hochhäuser Zugvögel magisch an. Die Tiere verirren sich und fliegen bis zur völligen Erschöpfung im Lichtkegel oder prallen im Flug auf Gebäude.
Daher ist es wichtig, dass man nächtliches Licht nur sehr sparsam verwendet und zum Beispiel einen Garten nicht die ganze Nacht beleuchtet. Leuchtreklamen sollten über Nacht möglichst ausgeschaltet werden!